WA Schweizergasse, Lienz

BauherrIn Frieden Wohnbau Genossenschaft , Innsbruck
Architektur Machné&Glanzl Architekten ZT GmbH
Planungsbeginn 2012
Fertigstellung April 2017
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Umbau Haus Scheitz mit (Spiel)Stadel und Neubau einer Wohnanlage in Lienz, Osttirol Die gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft Frieden reg.Gen.mbH erwarb im Herzen von Lienz ein großes Grundstück, um einen Wohnbau zu errichten. Teil dieses großen Grundstückes ist im Norden, angrenzend zu einer historischen Straße, das sogenannte Haus Scheitz. Das Haus Scheitz geht in seiner historischen Struktur zurück bis ins 16. Jahrhundert. Der letzte große Umbau (Aufstockung) datiert um 1900. Das Gebäude, welches früher als Wohngebäude benutzt wurde, die letzten Jahre jedoch leer stand, weist im Erdgeschoß die typische Mittelgangstruktur mit Gewölbe auf, durch welche kleinere Fuhrwerke den Stadel dahinter erreicht konnten. Der Stadel zeugt von der bäuerlichen Geschichte der Liegenschaft. Der anschließende große Garten, in dem der Wohnbau errichtet werden sollte, stellte den Rest einer größeren landwirtschaftlichen Fläche, welche durch diesen Stadel bewirtschaftet wurde, dar. Im Laufe der Geschichte wurden diese landwirtschaftlichen Flächen immer weniger, der Stadel verlor seine Funktion und das gesamte Areal befand sich nun mitten im verbauten Stadtgebiet. Da das Haus Scheitz straßenseitig eine historische Stuckfassade aufweist und im Inneren die oben beschriebenen Gewölbe sehr gut erhalten sind, steht dieses Haus unter Denkmalschutz (innen wie außen). Es zeugt von sehr viel Engagement und Risikobereitschaft, dass sich eine gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft solch eines Projektes angenommen, und die Teils unkonventionellen Ideen - wie den Spielstadel - umgesetzt hat, um das Gesamt-Ensemble zu bewahren. Planungsprozess – Neubau – Erhaltung des Stadels Um Wohnungen errichten zu können müssen gemeinnützige Bauträger eine gewisse Mindestwohnnutzflächendichte erreichen (lt. Tiroler Wohnbauförderung). Zunächst wurde angedacht den Stadel zu entfernen um diese Dichte erreichen zu können. Da der Stadel jedoch in recht gutem Zustand war und Teil des historischen Ensembles ist, konnte zwischen dem Wohnbauträger und der Stadt Lienz über eine Geschoßerhöhung des Neubaus die Dichte erreicht und der Stadel somit beibehalten werden. Da der Stadel wertvolle Grundstücksfläche besetzt, wurde nach einer adäquaten Nutzungsmöglichkeit gesucht. Im gemauerten Erdgeschoß wird er nun als Lager und Fahrradabstellplatz für die neue Wohnanlage verwendet. Im hölzernen Obergeschoß konnte nach Abklärung aller Sicherheitsvorschriften der Kinderspielplatz für die Wohnanlage eingebaut werden. Hier können die Kinder nun zum Teil im Dachstuhl herumklettern. Die beschädigten Holzbauteile wurden fachgerecht ausgetauscht. Aus der Holzverschalung des Obergeschoßes wurden teilweise Bretter in einem unregelmäßigen Rhythmus herausgenommen, sodass Licht und Luft für den Kinderspielplatz eintreten können. Somit konnte das Haus Scheitz mit dem Stadel als altes Ensemble komplett erhalten bleiben. Das Haus Scheitz selbst wurde zu Wohnungen umgebaut. Jene Flächen, die für Wohnungen schlechter geeignet sind (EG-nordseitig) wurden vom Bauträger selbst als Büro umgebaut und werden als Außenstelle in Lienz genützt. Somit konnte das gesamte Haus aktiviert werden. Haus Scheitz Die historische Straßenfassade sowie die inneren Putzoberflächen wurden von Fachfirmen denkmalpflegerisch untersucht und restauriert. Im Inneren wurden abgedeckte Malereien zum Teil freigelegt. Der Bestand wies Holztramdecken auf, die den Erfordernissen für Wohnungen in akustischer und brandschutztechnischer Sicht nicht mehr entsprochen haben. Nach Entfernung der historischen Bodenbretter (die wieder eingebaut wurden), wurden die Decken mittels einer Verbundbauweise verstärkt. Eine genaue Kartierung der historischen Türen und Fenster wurde gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt durchgeführt und jene Bauteile, die erhaltenswürdig waren, wieder in Bereichen der neuen Wohnungen nach fachgerechter Sanierung eingebaut. Alle neuen Einbauten wie Glastrennwände, neue Türen und Fenster wurden in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt sehr zeitgemäß gestaltet. Besonderes Augenmerk wurde auf die südseitig gelegenen Holzbalkone gelegt. Diese wurden ab lackiert und mit Leinöl behandelt, morsche Bauteile fachgerecht ausgetauscht. Das bestehende Treppenhaus vom EG ins OG1 im Inneren entsprach nicht mehr den Anforderungen der geltenden Baugesetze. Um dieses nicht wegreißen zu müssen, wurde eine neue Außentreppe in passender Holzbauweise zu den Holzbalkonen errichtet. Sämtliche Wohnungen und Büros im Haus entsprechen nach Restaurierung dem aktuellen Stand der Technik. Neue Wohnanlage Die neue Wohnanlage gliedert sich auf in drei Gebäude, um den städtebaulichen Maßstab des Bestandes aufzunehmen. („Stadtvillen)“ Die Farbgebung der neuen Gebäude lehnt sich ebenfalls an den Bestand an. Die Balkone der Wohnbauten wurden als Referenz zu den hölzernen Balkonen des Bestandes und des Stadels in Holz, allerdings in zeitgemäßer Bauweise, errichtet. Diese Balkone bilden 3-dimensionale “Bilderrahmen“, innerhalb deren sich jeder Bewohner seinen Balkon individuell selbst gestalten kann. Holzverkleidungen sind ebenso möglich wie Glas, textile oder sonstige Bauteile für Witterungs- und Sichtschutz. So soll sich das Leben der Menschen mit der Zeit nach außen manifestieren.