Neubau Campus Frau Hitt-Straße

Planungsdatum Juli 2022
Auftraggeber:in IIG – Innsbrucker Immobilien GmbH & Co KG
Architektur Machné & Glanzl Architekten
Mitarbeiter:innen Isabella Dorigo, Klaus Jahnel, Florian Heinrich
Adresse 6020 Innsbruck
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Geladener Wettbewerb

Aufgabenstellung:

Seitens der IIG und der Politik kam der Wunsch auf weiteren Wohnraum für Student:innen zur Verfügung zu stellen. Dabei kann auch das Studentenheim Frau-Hitt-Straße 14 des Kollegiums der Missionspriester vom Heiligsten Herzen Jesu, ein Rolle spielen. Der älteste Teil wird derzeit von Student:innen bewohnt. Der westliche anschließende Teil, aus den 60iger Jahren, soll saniert werden. Parallel dazu soll an der Frau Hitt-Straße ein Bauteil ergänzt werden, dessen Planung und Realisierung die Wettbewerbsaufgabe darstellt.

StädtebaulicheLösung

Nach umfassenden städtebaulichen Untersuchungen wurde ein präzise modellierter und exakt auf die Umgebung abgestimmter Baukörper entwickelt. Im Norden entsteht dadurch ein schlanker und eleganter hoher Gebäudeteil, der auf das Bestandshaus ausgerichtet ist. Der Mitteilteil wird abgesenkt. Das Bestandsgebäude dahinter bleibt von der Straße aus spürbar und die Belichtung der Bestandsräume bleibt unberührt. Der südliche Baukörper fügt sich in Höhe und Lage in den umgebenden Bestand ein und erfährt eine Akzentuierung durch die „Kochbar“ als abschließendes, oberstes Geschoss. Das Gelände wird größtmöglich ausgenützt, sodass auf dem Straßenniveau auf der Südseite auch noch Zimmer untergebracht werden können. Durch das Absenken dieser Zimmer kann die gesamte Höhe des Bauwerks deutlich reduziert werden.

Architektur und Erschließung

Die Gebäudestruktur wird als einhüftiges System angeboten. Die vorgelagerte Erschließung im Bereich der Zimmereingänge bilden zusammenhängende Laubengänge. Diese Bereiche werden nicht nur als Gestaltungsmittel angewendet, sondern begünstigen eine ungezwungene Begegnungszone der Zimmer. Die sogenannten "Ratschgänge" sind den dörflichen Tiroler "Ratschbankerl" nachempfunden. Hier sollen die Bewohner:innen zum gegenseitigen Austausch und Kennenlernen animiert und die Nachbarschaft gepflegt werden. Mit unterschiedlichen Breiten der Geschosse wird dem Baukörper plastische Gestalt verliehen.

Diese beiden Baukörperelemente werden in der Holz-Fassade durch die Verwendung von horizontalen und vertikalen Schalungstechniken übersetzt. Die Balkone können mit horizontalen Schiebe- und Verschattungselementen zusätzlich bespielt werden. Jene Laubengänge, die schmäler ausgeführt sind, erhalten einen höheren Glasanteil damit der Raum offener erscheint. Die „Ratschgänge“, die hingegen breiter  sind, werden mit Einzelfenstern gestaltet. Die Fensterlaibungen können anteilig auch als Sitzbänke genutzt werden.

Die Haupterschließung des Gebäudes erfolgt von Norden. Der neu entstandene Vorplatz befindet sich auf Niveau des Erdgeschosses und bietet Fahrradabstellplätzen und Stadtmöbeln Platz.

„Kochbar“

Die „Kochbar“ wird als krönendes Dachgeschoss auf dem südlichen Baukörper platziert.  Dadurch entsteht südlich und westlich eine großzügige Dachterrasse mit Blick über Innsbruck.  Dieser Bereich ist über das südliche neue Treppenhaus direkt erreichbar. Zusätzlich kann dieses Treppenhaus von der Frau-Hitt-Straße her direkt erschlossen werden. Die Möglichkeit die Terrasse groß anzulegen lässt die Option offen, die Fläche auch für andere Veranstaltungen zu verwenden. Hochbeete, "Yoga am Dach" oder Ähnliches könnten dadurch zusätzlich angeboten werden.

Die Überlegung die "Kochbar" auf Bedarf für externe Betreiber:innen zugänglich zu machen ist durch den direkten Zugang für Lieferanten und Besucher gegeben. Zudem lassen sich so Caterings und Events vorbereiten ohne den Weg durch die Zimmergänge zu benutzen (Diplomabschlussfeiern, Besucherinformationen etc.).

Garten, Allgemeinflächen

Überall wo es möglich ist werden vom Neubau aus Türöffnungen in das umgebende Gelände bzw. den Garten vorgesehen. Somit können die Studierenden immer auf kurzem Weg die Außenanlagen benutzen. Der Entwurf soll die Qualität des bestehenden Freiraumes hervorheben und erhalten. Die Erweiterung des Wohnraums durch die Gartenlandschaft ist dadurch möglich. Grillplätze und Möblierung sollen zur Nutzung des Freiraums einladen. Der große Baum im südlichen Bereich des Bestandes kann erhalten bleiben.

Die erweiterten Allgemeinflächen um die "Ratschgänge" spielen im Bereich der Zimmer eine große Rolle. Um die einzelnen Zimmer zu erreichen wird in diesem Zusammenhang auch eine Sache, des "sich Begegnens". Alle Zimmer sind barrierefrei erreichbar. Die Zimmerachsen sind so gewählt, dass innerhalb des gleichen Achsmaßes sowohl barrierefreie als auch nicht barrierefreie Zimmer positioniert werden können.

Energieeffizienzund Nachhaltigkeit, Gebäudetechnik

Das gesamte Gebäude soll in Holzbauweise errichtet werden. Die Glasflächen wurden auf das notwendige Maß reduziert, sodass wenig Wärmeverlust und keine Überhitzung zu erwarten ist. Als Heizsystem wäre aus ökologischer Sicht eine Luft- / Wasserwärmepumpe oder Fernwärme in Kombination mit Photovoltaik wünschenswert. Auf Grund der Zellenstruktur des Gebäudes liegt die Überlegung nahe, die Zimmer vorzufertigen, sodass ein Zusammenlegen von Zimmern zu Wohnungen möglich ist. Dafür müssten zumindest die Badezimmer in modularer Bauweise errichtet werden. Dies würde die nachhaltige Nutzung des Gebäudes verlängern, falls der studentische Wohnbedarf einmal nicht mehr gegeben sein sollte.