Erweiterung EKZ Sillpark

Addresse Innsbruck
BauherrIn Sillpark
Architektur Machne Architekten ZT GmbH
Mitarbeit:Architektur: Arch.DI Ingrid Krazer DI Jahnel Klaus
Planungsbeginn Mai 2004
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1.Städtebau

„Demnach gibt es für jeden Körper eine Verschachtelung der Verhältnisse, ebenso für einen Körper mit einem anderen, sie bildet die „Form““ (Gilles Deleuz, Spinozae).

 

1.

Das bestehende Einkaufszentrum, das mit zusätzlichen Flächen erweitert wird, stellt durch  die sich neu ergebende Größe und Frequenz einen wesentlichen Faktor für diesen Innsbrucker Stadtteil dar.  Das vorgelegte Konzept versucht einerseits die stadträumlich unklare Situation zur König-Laurin Allee und zur Museumstrasse hin zu ordnen und andererseits durch seine Form und Struktur ein Verbindungsstück zwischen Stadt und Rapoldipark herzustellen.  Durch das akzentuierte neue 2. Obergeschoss entsteht ein bis in die Museumstraße hinein „ausstrahlendes“ Gebäude. Gleichzeitig führt die besondere Formgebung der Fassade den Betrachter auf harmonische Weise zum Park hin. Das Gebäude bildet somit gleichsam eine Verbindung  zwischen städtischer Lebhaftigkeit und grünem Erholungsraum. Miteinbezogen ist die Gestaltung des Bestandes um ein harmonisches Ganzes zu schaffen. An der Nordfassade des Bestandes werden gläserne Schaufenster im 1. Obergeschoss eingebaut, die gemeinsam mit dem Neubau eine Kommunikation zur Parkfläche herstellen. Diese Schaufenster könnten je nach Jahreszeit unterschiedlich bespielt werden.

2. Landschaft – Tribüne

Die Landschaft ist zum Teil eine großzügig „überdachte Tribüne“ und leitet den Besucher optisch ins 1. Obergeschoss.  Hier können auf mehreren Ebenen Sitzgelegenheiten, Spielgeräte und ähnliches untergebracht werden. Es entsteht eine Art „Spanische Treppe“ zum großzügigen Vorplatz. Ebenso können auf dieser Tribüne Ausstellungen oder Veranstaltungen stattfinden; dies bei jeder Witterung auf Grund der großzügigen Überdachung.  Der “angehobene“ Park des Bestandes wird konzeptionell aufgenommen um den Höhenunterschied zwischen West- und Ostseite zu überbrücken. Es entsteht eine „doppelte“ Landschaft, die sowohl Nutzungen aufnimmt als auch alle Verbindungen (Radweg/Fußweg/Eingang/etc.) auf selbstverständliche Weise ermöglicht. Der Radweg bleibt in optimaler Form erhalten; sämtliche Verbindungswege haben maximal  8% Steigung. Dies bedeutet, dass sie behindertengerecht sind.  

3. Shopping im Grünen – „Grünhaus“ Der eingeschossige Bereich und die „Landschaft“ im Norden und Westen des Bestandes kann, wenn dies der Verkaufsflächenberechnung nicht entgegensteht, als ein geschlossenes, von der Mall zugängliches multifunktionales „Grünhaus“ genutzt werden.  Eine Bepflanzung die sich deutlich von der heimischen Flora unterscheidet wäre hier vorgesehen. Heimische Pflanzen im Außenbereich und  eine exotische Innenbepflanzung, z.B. mediterrane Pflanzen, würden nur durch eine transparente Glasfassade klimatisch getrennt werden. Deshalb ergibt sich ein optisch zusammenhängender Grünraum für den Benutzer der Mall und des Außenbereiches. In diesem „Grünhaus“ könnten ganzjährige Ausstellungen, Veranstaltungen und dergleichen stattfinden.  Sollten diese Flächen aus raumordnerischen Gründen (Verkaufsflächenbegrenzung) nicht realisierbar sein, so könnte dieses „Grünhaus“ als offenes Atrium benützt werden. Bäume könnten zwischen den Baukörpern des 2. Obergeschoss durchwachsen. Auch diese Variante würde den Grünraum optimal in das neue Haus miteinbeziehen.

4. Erschließung

Von diesem in Punkt 3 erklärten „Grünhaus“ zieht sich die Mall mit großzügigen Lufträumen hin bis zur Sillpromenade. Die neue Mall ist sowohl über den Bestand erreichbar als auch durch die  neuen Eingänge im Westen und Osten.  Über den Liftkern im Nord/Osten erfolgt die vertikale Erschließung des Neubaues. Ein eigener Lift, der unabhängig von den Kundenliften benutzbar ist, ermöglicht den externen Zugang des Kindergartens und des Veranstaltungsbereiches im 3. Obergeschoss. Die Apotheke befindet sich im Nordosten des 1. Obergeschosses und ist somit von der Sillpromenade aus fußläufig erreichbar.  

5. Funktionen

Aufbauend auf den Bestand entstehen durch die Durchformung des Baukörpers unterschiedliche räumliche Qualitäten. Introvertierte oder Extrovertierte, dem Park oder der Stadt zugewandte Bereiche sollen der Gleichförmigkeit von herkömmlichen Grundrisslösung entgegenstehen. Jedes Geschäft erhält dadurch andere Ausblicke und verschiedene Räume. Infolgedessen entsteht Identifikation und Orientierung für alle Benutzer des Sillparks.  Erdgeschoss Das Erdgeschoss bleibt im wesentlichen unberührt. Durch kleine Umschichtungen im Westen wird die Belichtung wesentlich verbessert. Die Belichtung von oben bleibt auch nach dem Neubau erhalten.  1. Obergeschoss Das 1. Obergeschoss zeigt sich  als ein etwas zurückgesetzter Baukörper der die Verbindung zum Park erzeugt.  2. Obergeschoss  Das 2. Obergeschoss kragt besonders im Westen weit aus. Jene Auskragung ermöglicht es alle geforderten Flächen unterzubringen, ohne dass das Erdgeschoss massiv verbaut werden muss. Gleichzeitig bildet es das bereits im Punkt 3 erwähnte Vordach.  In Anlehnung an die Sportstadt Innsbruck könnte in Richtung Innenstadt das Sportgeschäft untergebracht werden.   Die Langgezogenen Geschäfte „Sport und Textil laden zum Promenieren an der Fassade ein und sind sowohl vom Neubau als auch über das Café im 2. OG erreichbar. Wünschenswert wäre es wenn die Geschäfte zueinander relativ offen bleiben. Zum Park könnte sich das eher  „kontemplative“ Buchgeschäft befinden oder ein Kaffee. Sollte es rechtlich und statisch möglich sein, gäbe es die Möglichkeit diesen Bereich weiter über die Sill auszubauen.  

6. Werbekonzept

Die zeitgemäßeste Lösung wäre eine „Medienfassade“ aus LED Systemen. Die LED-Technik ist auf vertikalen Lamellen angebracht, die das Sonnenlicht nahezu ungehindert einfließen lassen. Die einzelnen Bildpunkte verschmelzen bei größerem Betrachtungsabstand zu einem Vollbild, das ermöglicht, Werbebotschaften, aktuelle Informationen und Videosequenzen zu zeigen. Die Transparenz der Fassade wird dadurch nicht beeinflusst.  

7. Konstruktion

Aufgebaut wird auf den bestehenden Raster. Der auskragende Teil im Westen wird mit einer einzigen Stütze abgefangen, da das ganze Geschoss aus geschosshohen 4-Endellträgern ausgeführt wird. Diese Stütze wird zugleich als „Kletterstütze“  für Kinder vorhanden sein.  

8.Schluss:

„Es ist, als konstruierten die „Definitionen“, von einfachen Gleichgewichten und Stabilitäten ausgehend, Ausdruck für Ausdruck, Fall für Fall und ein Teil nach dem anderen immer komplexere Gleichgewichte und Stabilitäten. Ausgehend vom allerniedrigsten unteren Punkt, der direkt auf den Boden liegt, hin zum oberen Punkt oder aber hin zum allerfeinsten, diffizilsten Fall“ (Michel Serres, Die Nordwest-Passage).